Der Akademische Arbeitskreis Schienenverkehr führte vom Freitag, den 20. September bis Sonntag den 22. September eine Exkursion nach Dresden durch. Wir besuchten verschiedene Einrichtungen der Verkehrswissenschaftlichen Fakultät der TU Dresden und machten uns mit dem Betrieb der Parkeisenbahn vertraut. Am letzten Tag fuhren wir auf der Lößnitztalbahn, einer Schmalspurbahn in der Nähe von Dresden.
Wir hörten uns einige Vorträge über die Dresdener Cagotram und über das Fahrplanerstellungssystem des IRFP (Institut für Regional- und Fernverkehrsplanung) an. Desweitern wurde uns von Herrn Dr. Thomas Albrecht der an der TU Dresden entwickelte Fahrsimulator vorgeführt.
Herr Dipl.-Ing. Winfired Oelmann von den Dresdener Verkehrsbetrieben stellte uns die Cargo-Tram vor. Er begann mit einer Gesamtvorstellung der Dresdener Verkehrsbetriebe (DVB). Dabei handelt es sich um ein 100% kommunales Unternehmen. Was sehr weit gediehen ist, ist das Fahrgastauskunftssystem. Über Internet, Facebook und Twitter sind Echtzeitauskünfte möglich. Diese sollen auch künftig in Fahrzeugen möglich sein.
Die Cargo-Tram verbindet das Güterverkehrszentrum (GVZ) mit der Gläsernen Manufaktur von VW. Motivation für die eine solche Güterstraßenbahn war, dass man ein stadtverträgliches Logistikkonzept brauchte, um die Materialien zur Gläsernen Manufaktur zu transportieren. Ein Cargo-Tram-Fahrzeug kann so viel laden wie drei schwere LKW. Das sind 60 Tonnen. Die Fahrzeuge sind 60 m lang. Es sind zwei Fahrzeuge im Einsatz. An jedem Werktag außer Samstag sind bis zu 7 Umläufe vorgesehen. Fahrer von Güterstraßenbahnen brauchen für ihre Tätigkeit extra Qualifikationen. Der Betrieb einer Güterstraßenbahn ist nicht teurer als der Einsatz von LKWs.
FBS (Fahrplanbearbeitungssystem) integriert alle Fahrplankomponenten in einem System. Dies betrifft Bildfahrplan, Gleisbelegungspläne, Fahrzeugumlaufpläne etc. . Dienstpläne sind kein Teil von FBS. Die automatische Ermittlung optimaler Gesamtfahrpläne ist nicht vorgesehen. Sehr wohl ist es möglich, automatisch die nächste freie Trasse zu ermitteln, ohne andere Züge zu verdrängen. Automatische Fahrzeugumlaufoptimierung ist möglich. Nummern für Leerzüge (nur Lok) können automatisch vergeben werden. Datenaustausch erfolgt über RailML, eine Erweiterung von XML, in der Fahrzeug- und Infrastrukturdaten normiert dargestellt werden. Hauptkunden sind DB Regio und NE-Bahnen. Ausländische Unternehmen nutzen FBS zur strategischen Planung.
Herr Dr. Thomas Albrecht erklärte zuerst, wie energiesparende Fahrweise funktioniert. Danach stellte er uns den Fahrsimulator vor. An einem großen Bildschirm wurde die befahrene Strecke aus der Sicht des Triebfahrzeugführers sichtbar gemacht. Entsprechend der Geschwindigkeit, die der Zug nach fahrdynamischen Berechnungen zurücklegt, ändert sich das Bild. Auch Teilnehmern der Exkursion wurde die Möglichkeit gegeben, den Fahrsimulator zu bedienen. Am Schluss wurde noch eine Straßenbahnfahrt auf dem Fahrsimulator nachgestellt. Da Dresden sich gegen eine Ampelvorrangschaltung für Straßenbahnen entschieden hat, liegt das Ziel für energiesparende Fahrweise darin, mit genau der Geschwindigkeit auf eine Ampel zuzufahren, dass dort ein Halt vermieden wird.
Leider hatten wir nicht die Möglichkeit, den Bereich der gläsernen Manufaktur zu betreten, wo die Cargo-Tram be- und entladen wird. Wir haben nur am Eingang der gläsernen Manufaktur des VW-Werks beobachtet, wie die Straßenbahnfahrzeuge in das Werk einfuhren und wie sie das Werk verließen.
Ein besonderes Erlebnis stand uns dann am Abend bevor. Wir durften im ehemaligen Schlafwagen des DDR-Regierungszuges übernachten. Die Mitglieder vom BW Dresden Altstadt (und von der Dresdner Parkeisenbahn) hatte den Schlafwagen absolut perfekt hergerichtet. In den Abteilen gab es Getränke und Knabbersachen, an den Abteiltüren waren außen Namensschilder und Flaggen, letztere gaben unsere Sprachkenntnisse an den ‚Schlafwagenschaffner‘ weiter. Die Sprachkenntnisse unserer Gruppe waren dabei erstaunlich umfangreich.
Ein Auffangbecken ermöglichte sogar die Verwendung einer Wagentoilette, nicht nur aus olfaktorischen Gründen war diese Option nur für das ‚kleine Geschäft‘ vorgesehen. Wir kamen gerne auf die Alternative im nahen Sozialgebäude des BW zurück.
Wir richteten uns ein und schon ging es (wirklich zu Fuß) zum nächsten Programmpunkt.
Seinen Ausklang fand der erste Tag dann mit einer nächtlichen Stadtführung in Dresden und den Besuch einer Dresdner Kneipe „Dresden 1900“ im Design historischer Straßenbahninneneinrichtungen. Es war gar nicht so einfach, einen Platz zu bekommen (Wer reserviert schon Plätze in einer Straßenbahn…).
Das integrierte Eisenbahnlabor besteht aus dem Eisenbahnbetriebslabor, in dem wie in unserm Eisenbahnbetriebsfeld auf einer Modelleisenbahnanlage die Stellwerkstechnik simuliert wird und dem sicherungstechnischen Labor.
Die Züge fahren nach einer Fahrdynamik, die der Realität angepasst ist. Es wird die Fahrdynamik des Systems FBS zugrunde gelegt. Wie in unserem Eisenbahnbetriebsfeld sind alle Stellwerkstypen vorgesehen. Ergänzend können aber auch Systeme wie LZB und ETCS bis Level 3 simuliert werden. Sogar ein relativer Bremswegabstand kann nachgebildet werden. Züge können in ein ’schwarzes Loch‘ fahren in dem elektronisch das Weiterfahren nach LZB oder ETCS simuliert werden kann.
Natürlich konnten wir die Anlage dann auch in Betrieb nehmen. Wir verteilten uns auf die Stellwerke und los ging es. Die Zeit verflog und viel zu schnell kam ‚keine Ausfahrten mehr!‘. Denn der nächste Programmpunkt wartete schon.
Hier wurden uns einige sicherungstechnische Einrichtungen vorgestellt. Die verschiedenen Funktionen, die eine induktive Zugsicherung haben kann, wurden uns erläutert. Dies betrifft Geschwindigkeitskontrolle und Zwangsbremsung. Weiterhin werden auf einer Anlage die Sicherheitsaspekte an Bahnübergängen erläutert. Auch die technische Funktion einer Weiche wurde ausgestellt.
Die Parkeisenbahn ist aus den Pioniereisenbahnen aus DDR-Zeiten hervorgegangen. Mit Ausnahme des Fahrens der Züge werden die Aufgaben (Bedienung der Stellwerke, Abfertigung von Zügen, Bedienung der Schranken, Fahrkartenverkauf) durch Jugendliche wahrgenommen. Die Jugendlichen sind für ihre Tätigkeiten ausgebildet worden und müssen sich einer Prüfung unterziehen. Alle Tätigkeiten sind ehrenamtlich.
gelang den Parkeisenbahnern dennoch, uns ein prächtiges Besuchsprogramm zu bieten. Vom Schrankenkurbeln, Zugmelden, Besuch der Werkstatt bis zum Fahren mit den beiden an diesem Tag aktiven Zügen war alles dabei. Ein Dampfzug und eine Akkulok waren aktiv und als das Wetter nachmittags schöner wurde war dann auch der Andrang von den Fahrgästen groß.
5 Betriebsstellen, eingleisige Strecken, eine zweigleisige Strecke und ein großer Wagenpark (bis zu 4 Züge gleichzeitig sind möglich) sorgen für Abwechslung im Dresdner Park.
Doch das war noch nicht alles. Nachdem uns der letzte Zug an der gläsernen Fabrik abgesetzt hatte, ging es zum Vereinsheim der Parkeisenbahn. Hier werden die Jugendlichen zuerst in der Theorie ausgebildet, bevor sie im Park mit anpacken dürfen.
Dazu dient eine große Holzplatte mit aufgemalter Karte der Parkeisenbahn. In die Platte sind Rillen als Schienen und Weichen eingearbeitet. Um die Platte herum sind Telefone für jede Betriebsstelle vorhanden und das komplette Zugmeldeverfahren kann realistisch nachgestellt werden. Und das auch im Winter während der Betriebsruhe.
fand gleich im Vereinsheim statt. Man hatte es mal wieder geschafft, uns ehrlich zu überraschen. Es gab ein reichhaltiges Buffet und wir konnten prächtig schlemmen. Mit vielen Anekdoten, Geschichten, Filmen und Bildern war es ein äußerst abwechslungsreicher Abend.
Nun hatten wir uns prächtig eingelebt. Zwar fehlten die Rollgeräusche eines fahrenden Schlafwagens, aber einige Teilnehmer glichen dieses Manko durch ein prächtiges Atemgeräuschspektrum mehr als aus.
Auch ließ man es sich nicht nehmen, im Rahmen einer Fahrkartenkontrolle in NVA-Manier die Abteile zu inspizieren. Es wurde aber niemand ohne Fahrschein aus dem Zug geworfen.
Es handelt sich um eine dampfbetriebene Schmalspurbahn (750mm). Sie verbindet Radebeul-Ost mit Radeburg. In Radebeul-Ost sind auch auf einem extra Gleis Fahrzeuge ausgestellt. Darunter befinden sich auch Rollböcke, auf denen sich Normalspurgüterwagen aus früherer Zeit befinden. Heute findet dort kein Güterverkehr mehr statt.
Das Wetter hatte ein Einsehen und wir konnten den offenen Aussichtswagen besetzen. Etwas Ruß gehört dazu, aber die Rundumsicht ist nicht zu toppen.
Die Schwebebahn verbindet die Stadtteile Loschwitz und Oberloschwitz. Es handelt sich um eine Bergbahn mit Talstation und Bergstation. Die Fahrzeuge hängen ähnlich wie die Wuppertaler Schwebebahn an Schienen. Die Größenordnung der Fahrzeuge ist mit der einer Standseilbahn zu vergleichen. Das System besteht aus zwei Schienen. An jeder Schiene hängt ein Fahrzeug. Wie bei einer Standseilbahn wird ein Fahrzeug hochgezogen und das andere simultan herabgelassen. Auf der Bergstation gibt es eine Ausstellung, die die Geschichte und Technik dieser Bahn darstellt.
Danach war es Zeit für die Rückfahrt im ICE nach Darmstadt.
Es waren drei gelungene Tage. Viel Neues, ein umfangreiches Programm und ein abwechslungsreicher Exkursionsablauf liegen hinter uns.
Wirklich bedanken wollen wir uns bei den Dresdner Parkeisenbahnern. Was hier an Gastfreundschaft geboten wurde und welcher Aufwand hier für uns getrieben wurde sprengt alles was bisher erlebt wurde.
Elias Dahlhaus/Bernd Renner [Edit im Rahmen der Übernahme auf WordPress Ralf Gunkel]