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Exkursion 2023 nach Stuttgart

Nach zwei Jahren Pause stand im Oktober 2023 wieder eine Vereinsexkursion an. Anlass war eine Einladung des Verkehrswissenschaftlichen Instituts an der Uni Stuttgart für den Montag.

Aber mehrere Teilnehmer reisten schon am Samstag an um ein buntes Rahmenprogramm abzuwickeln.

So wurde unter anderem das „Märklineum“ in Göppingen und die Parkeisenbahn auf dem Killesberg besucht. Leider liegen hierzu (noch) keine Bilder vor.

Am Sonntag ging es dann zum Lehrstellwerk in Kornwestheim. Die von der Deutschen Reichsbahn 1932 errichte und der Bundesbahn 1962 erweiterte Schulungsanlage für Fahrdienstleiter und Personal mit bahnbetrieblichen Aufgaben verfiel Ende der 1990er Jahre in einen Dornröschenschlaf konnte aber dank persönlicher Initiative und durch einen Förderverein vor dem Verfall und Abriss gerettet werden und dient heute wieder der Ausbildung für Fahrdienstleiter und um interessierte Personen einen Einblick in den Bahnbetrieb zu verschaffen. Gewisse Parallelen zur Geschichte des EBD bestehen somit auch.

Im Gegensatz zum EBD verfügt die Anlage über keine den Fahrbetrieb darstellende Modellbahnanlage sondern, wie es auch für andere Lehrstellwerke der Bundesbahn üblich war (z. B. ehem. in Regensburg), über Schautafeln über den jeweiligen Stellwerken.

In der 1962 errichteten Erweiterung werden die Fahrten durch Leuchtbänder auf einem schematischen Gleisplan dargestellt (Bild oben rechts).

Bei den Stellwerken gibt es diverse mittlerweile schon in die Rubrik „Exoten“ fallende Typen wie Kraus, Bruchsal oder Jüdel mit Stellhebeln für Gestängeverbindung zur Weiche zu bestaunen. Bei letzteren kam ob der großen Zahnräder statt Seilscheibe zunächst die scherzhafte Mutmaßung auf dass es sich um einen überdimensionalen Nussknacker handeln könnte (Bild mitte links).

Auch einen Aufgeschnittenen S44 „Nepthun“ Schienenkontakt gab es zu bestaunen (Bild mitte rechts).

Im älteren Teil von 1932 werden in die Schautafel symbolhafte Fahrzeuge eingeklinkt welche dann entsprechend der eingestellten Fahrt und Signalisierung an einem Stock durch die Schautafel geschoben werden und dabei entsprechend die Zugeinwirkungsstellen z. B. für die Fahrstraßenauflösung usw. auslösen.

Um die Anlage vor Handschweiß zu schützen ist die Bedienung mittels Handschuhen obligatorisch.

Panoramablick in den Schulungsraum mit dem Neubauabschnitt von 1962. Hinter den Signalen im Hintergrund, welche an eines der Stellwerke angebunden sind, kann man über die Schautafel auch hinüber in die im Rücken der Bänke liegenden Anlage von 1932 fahren.

Auch die Außenanlage hat einiges zu bieten, bis hin zu Weichen mit den heute in Deutschland fast nicht mehr vorhandenen Gelenkverschlüssen. Dabei kann auch wieder selbst Hand angelegt werden.

Die Signale in der Außenanlage sind zudem mit Stellwerken in der Lehranlage verbunden.

Das Steuerungspult für die Schautafel der Erweiterung von 1962 ist recht beeindruckend (unten rechts).

Nach dem recht ausgiebigen Besuch mit viel fachlichem Austausch teilt sich die Gruppe zunächst. Ein Teil besucht die Miniaturwelten, ein einst durch einen Privatmann und Fdl in den Katakomben des Stuttgarter Hbf entstandener Nachbau des Hbf inkl. verkleinerten Bedienraum des Stellwerks. Im Zuge der Baumaßnahme Stuttgart21 musste die Anlage weichen und ist nun nach mehreren Zwischenstation wieder in der Nähe des Hauptbahnhofs zu besichtigen.

Später trifft sich die Gruppe wieder im Straßenbahnmuseum in der Nähe der Cannstatter Wasen.

Stellwerkstechnik führt dort natürlich ein Schattendasein, aber es gibt da diverse Linen(abschnitte) des heutigen Standbahnnetz ursprünglich Eisenbahnstrecken waren bzw. auf Grund der Tunnellage Sicherungstechnik benötigen auch einen Stelltisch sowie eine arg gerupfte Hebelbank.

Und dann gibt es noch eine exklusive Fahrt um den Block des Stadtbahnmuseums inkl. Hallendurchfahrt des normalerweise für das Besucherpublikum nicht zugänglichen Depotteils.

Nach der Rundfahrt bekommen wir weit nach der normalen Öffnungszeit auch noch eine Privatführung durch die Exponate der Ausstellung mit vielen interessanten Zusatzinfos rund um die Stuttgarter Straßenbahnen bevor es in die Cannstatter Altstadt zum gemeinsamen Abendessen geht.

Preisfrage: Wer erkennt was das futuristisch aussehende Bauteil auf dem Bild in der Mitte rechts ist?

Am Montag Vormittag meint es Petrus gut und der Verfasser dieser Zeilen legt vor der fahrt zur Uni Stuttgart noch einen Abstecher zur Zahnradbahn, auch als „Zacke“ benannt, welche mit bis zu 178 Promille Steigung vom Marienplatz nach Degerloch hinauf fährt.

Das alte Stellwerk an der einzigen Kreuzungsstation der Zahnradbahn an der Station Wielandshöhe (mitte links) wird heute nicht mehr benötigt. Eine Steuerung von BBR hat den Job übernommen.

Über Vaihingen mit Umstieg zur S-Bahn geht es zur Universität. In der dortigen S-Bahn Station fällt der sehr kurze Bremswegabstand der S-Bahn auf der geschätzt nur die Hälfte der Länge des dort für dreiteilige Triebwagen der BR 423 ausgelegten Bahnsteigs von 200m beträgt.

Im VWI konnte die Erprobungsanlage besichtigt werden. Diese bildet nur einen kleinen Teil des virtuellen Netzes ab und besteht aus einem Bahnhof der an einer zweigleisigen Strecke liegt und von dem eine weitere eingleisige Strecke abgeht. Diese treffen sich dann in einem Kreis im hinteren Teil wieder im Schattenbahnhof.

Aktuell wird hier u. a. erprobt wie viele Blockabschnitte und in welcher Länge bzw. unterschiedlicher Konstellation es braucht um eine optimale Zugdichte, auch bei unterschiedlicher Fahrdynamik (Personenzüge, Güterzüge, Nachfolgen aus Überhol- oder Durchgangsgleis usw. ufsf.), zu erreichen.

Eine weiterer, auf vorgespannten Federn gelagerter, kleiner Kreis, dient dazu Messmethoden mit COTS Bauteilen zur Detektion von sich anbahnenden Oberbaumängeln (sog. Schlammstellen, schlechte Isolierstößen usw.) zu entwickeln welche dann unkompliziert in Regelfahrzeugen im Bahnbetrieb eingebaut werden können und somit eine kontinuierliche Überwachung der Infrastruktur ermöglicht. Hierzu gab es dann, wie auch zu anderen Forschungsprojekten, auch noch interessante Vorträge.

Danach ging es zur Stärkung in die im feisten 70er Jahre Sichtbeton Stil gehaltene Mensa und mit der S-Bahn zur Großbaustelle des neuen Tiefbahnhof Stuttgart Hbf und dessen Infoturm „ITS“ zum Projekt.

Die zunächst im Turm des Empfangsgebäude angesiedelte Ausstellung musste wegen der Grundsanierung des ehemaligen Empfangsgebäudes umziehen und hat nun eine Bleibe in einem extra errichteten Turm am heutigen Querbahnsteig gefunden.

Der aktuelle Weg von der S- oder U-Bahn zum Querbahnsteig des Fernbahnhofs macht derzeit einen gewaltigen Umweg über die Baustelle, man könnte ihn auch das Prädikat eines Fernwanderwegs geben. Ein „begeisterter“ Kunde hat ähnliches auch an der Wand kundgetan.

Im ITS erfolgt zu Anfangs eine Erläuterung zu den flankierenden Projekten wie die Neubaustrecke Wendlingen – Ulm, der neuen Abstellanlage und allgemein zu der Neuordnung der Bahnstrecken im Zulauf des Tiefbahnhofs. Aber auch wie viele Jahre oder besser gesagt Jahrzehnte vom erten Projekt bis zur Realisierung vergangen sind.

Ein höhenverstellbares Schnittmodell gibt interessante Einblicke in die Unterwelt des neuen Hauptbahnhof preis.

Und dass die Leistungsfähigkeit durch ETCS und den „Digitalen Knoten Stuttgart“ gegenüber der aktuellen Infrastruktur erhöht wird darf als Präsentation natürlich nicht fehlen. Es sei jedem gegeben sich seine eigenes Bild dazu zu schaffen.

Apropos Bild, per Videoanimation kann man mit einer virtuellen Drohne schon jetzt durch den neuen Bahnhof und das Umfeld fliegen.

Zum Abschluss ging es noch hinauf auf das Dach des Infoturms und das Umfeld der Baustelle wurde interessiert, bis ins Detail der an Kränen „fliegenden Dixi Häuser“ ins Auge gefasst.

Damit endete dann auch die 2023er Exkursion.

Als letzter Gruß noch ein Bild (unten rechts) vom neben Gleis 16 stehenden und vsl. noch zwei Jahre seinen Dienst verrichtenden SpDrL60 Stellwerk von 1977 vor dem ein verspäteter ICE nach München auf seine Ausfahrt wartet.

Aufruf: Wer noch Bilder von der Vorexkursion am Samstag oder dem Besuch des Bahnhofsmodells beisteuern kann bitte melden.